Bayreuth, bepilgernd
einen Anfang gut zu finden,
dass ich heiter Dir berichte
die erbauliche Geschichte
und wie Dich und mich erfreut
unser Ausflug nach Bayreuth
Wenn wir götterdämmerlich,
aber nicht zu jämmerlich,
ohne Wissen was geschieht.
Deshalb hab ich mich bemüht
ein paar Verse zu verfassen,
wünsche, dass auch Dir sie passen.
***
Zunächst, wir sollten, auch wenn’s Müh
Dir kostet,- doch bald in der Früh-
schon los, von Amberg fort,
zu eben jenem Frankenort
den sich Markgräfin Wilhelmine
auch ausgesucht, so er ihr diene
zu mancherlei Belustigung
kurz, auf geht’s nach Bayreuth mit Schwung
***
Warum Bayreuth ? warum nicht München?
dort wollte man den Meister lynchen
nach dem er mit viel Missgeschick
sich eingemischt in Politik
und andere sonst heikle Themen,
da tat er lieber sich bequemen
zu ziehen hierher nach Bayreuth,
und es hat ihn bald gefreut
***
Herr Wagner kam wohl deshalb her
da im berichtet ward die Mär,
hier gäb´s im ganzen deutschen Reich
das größte Opernhaus zugleich.
Wohl fand er es in dieser Stadt.
was Wilhelmine für sich hat,
errichtet fürstlich generös
doch war´s für Richard zu pompös,
Und dennoch wollte er hier bleiben
um weiter an dem „Ring“ zu schreiben
***
Er sagte sich :“ Nu hier beginnt´s“
egal es ist zwar die Provinz,
doch auf dem Higel dorten oben
der jetzt noch leer , wird bald erhoben
mein Theaterwunderwille
dass in ihm sich bald erfille ,
was ich einstens komponiert.
Hier nun wird es ausprobiert“,
(dies sagte er ,im Dialekt
der Sachsen, was uns nicht mehr schreckt.)
Wir halten an der Wahnfriedvilla
Und werden gleich voll Andacht stiller,
im Garten liegt vom süssen Duft
umgeben Richard in der Gruft
auch Cosima, mit ihm begattet
ist just dort neben ihm bestattet
und seitlich , nein es ist kein Stuss
sein Lieblingshund, -er hört auf „ Russ“
***
So sehen wir uns also um
in seinem Haus, damit nicht dumm
dort von des Meisters Sphären
wir eingenebelt.- Wir begehren
hier etwas mehr noch zu erfahren
wie er´s so trieb in all den Jahren
Was er geschrieben und gedichtet
Und wer von ihm wieviel berichtet
Im großen Saal ist auf gebaut
des Meisters Musikbox , die laut
und manchmal leise von sich gibt,
was man von ihm halt so sehr liebt,
Du kannst dann gleich beim Pförtner wählen
mit welchem Stück er Dich darf "quälen"
es sind meist alte Dudeleien
dem freudig unser Ohr wir leihen
Vor seinen Bühnenbilderwerken
den alten, wollen noch wir stärken
den Geist und so auch das Gemüt
damit uns freut, was bald uns blüht
Da eben nachmittags vor vier
zum Festspielhaus hin eilen wir.
***
Der Parkplatz wird nach ein paar Stunden
womöglich irgendwann gefunden,
nein, keine Angst, gleich in der Nähe
dort hinten einen ich erspähe,
***
Die Polizei sie regelt dreister
die Anfahrtswege für den Meister
und ausserdem ist nebenan,
dass keiner sich beschweren kann
das Irrenhaus der Stadt Bayreuth-
(weiss Gott, ob hernach all die Leut,
die qualvoll sich in Tönen winden
hierher , nie mehr gesehn, verschwinden) ?
Das erste mal im Festspielhaus?
Nun gut! so hältst Du alles aus
Am grünen Hügel in Bayreuth
Und das es Dich auch niemals reut
beschreib ich Dir was zu bedenken!
Dir Freude an den Werk dann schenken
Die Musen die Dich fortan leiten
wenn Wagners Töne klangvoll streiten.
***
Zu allererst das muss man wissen,
besorge Dir ein kleines Kissen
die Kunst ist dort zwar sehr apart
die Stühle aber etwas hart.
Dein hold Gesäß kommt nicht in Schwung
Wenn es , nach Götterdämmerung !
sich nach 6 Stunden soll erheben
um sich von dort weg zu begeben.
***
(Auch solltest Du Dir´s nicht versagen
im Sommer , Luftiges zu tragen
kann festlich sein, doch wohl bequem
Du musst mit keinem Diadem
und anderem Geschmeid Dich schmücken
nur solchem, das Dich mag entzücken
Ja, überzeugt bin ich schon heut
in Deiner Augen Paar erfreut
ein Strahl , gleich einem Edelstein
ihn übertreffend . So wird’s sein.
Dein Zierrat ist ein süsses Lächeln
Wonach die andern neidischst hecheln,
die nur von mattem Glanz umgeben
weil sie vom äussern Schein nur leben
und nicht wie Du von Innen strahlen
auch wenn sie noch soviel bezahlen.
***
Nur sage nie: „ ich gehe hier
Ins Opernhaus“, das wäre schier
gelogen und gar untertrieben,
wer hierher "geht" und auch geblieben,
der „pilgert" zu dem „grünen Hügel“,
(des Meisters Werk verleiht wohl Flügel)
ins Festspielhaus, das eine nette
„Wagnerswerkbegegnungsstätte.“
***
So 10 Minuten vor dem Spiel
Ist Einlass, eben nicht zu viel
an Zeit, wo Du den Platz dann findest
auf dem Du Dich voll Schauder windest
Wenn Brünnhild, Siegfried und auch Hagen
sich stimmgewaltig dort erschlagen.
**
Damit auch keiner kommt zu spät
gibt’s als Signal, ganz konsolet
ein Hauptmotiv mit lautem Ton
geschmettert kräftig vom Balkon
das wird dann zweimal noch gegeben,
So wird sich alles rasch erheben
Ein jeder eilt zu seinem Sitz
und ist schon auf die Handlung spitz
Nun Achtung, (nein mir fehlt kein Rädchen)
her gibt’s auch flotte „ blaue Mädchen“
das ist kein Zustand, nur das Kleid
ist so gefärbt, das sie bereit
zu tragen in der Festspielzeit.
es sei seid kurzem mir verziehn sie tragen numehr
aubergine***
Dort betreiben Sie den Handel
im „Richard-Wagners-Andachts-Standel“
Programme, Karten nebst Cd
verhökern sie und andern Schmäh
Auch achten sie, es muss so sein
das niemand kommt denn so hinein,
schon mancher hat es mal versucht
und danach fürchterlich geflucht.
as Innere vom Festspielhause,
dies, weißt Du jetzt,(nicht die Banause)
ist nachgebildet jenem Rund
wo manche Dramen wurden kund
vor langer Zeit dort bei den Griechen
wo Helden auf den Bühnen siechen
***
Und wo von jedem Platz genau
zu sehen war der Dichter Schau.
Amphitheater ward s genannt
Ein Ideal das dort erstand.
Im Opernhaus war keiner still
Ein jeder machte, wie man will,
mal rein mal raus im Plauderton
wo niemand etwas hat davon.
Darunter musste Richard leiden
und er beschloß dies zu vermeiden
wir haben ihm so zu verdanken,
zu setzen solchen Unsinn Schranken
***
Bei ihm gilt es der Kunst allein
egal wer da geht aus und ein
deshalb vermied er das Gedränge
er schaffte Logen ab und Ränge
demokratisch sollt es werden
was er plante , ohn Beschwerden
sitzen wir, nichts nehmend krumm
in diesem Auditorium
Die Töne die so in ihm rasten
gleich wie in einem Geigenkasten
Du selber mittendrin gefangen
in Klängen, die zu Dir her schwangen
Akustisch ist der ganze Bau
modern gesagt: die Riesenshow.
So etwas hörst an keinem Ort
in solcher Güte Du, -nur dort !
***
Deshalb und auch wenn’s nicht geheuer
sind halt die Karten etwas teuer.
Des Meisters Wille ward indessen
was das betrifft schon längst vergessen
Er wollte, so vor langer Zeit,
egal ob einer ist bereit
dafür zu zahlen oder nicht
umsonst das Werk, das für ihn spricht
geniessen soll, als Publikum
in einem Provisorium
***
Und war der „Ring des Nibelungen“
einmal gespielt und dann verklungen,
das alles abgerissen werden soll,
doch fand dies Richard nicht mehr toll,
nach dem ,(was hat er auch geduldet )
wohl wieder war total verschuldet.
darum, um sich nicht voll zu schämen
Er brauchte einfach die Tantiemen.
Nu so betrachtet sieht dies Haus
ein wenig wie ein Stadel aus.
**
Auch das Orchester wird genossen
nur hörbar, denn es ist verschlossen
dem Blick ,damit Du das Geschehen
so besser kannst direkt verstehen
Denn dies erleichtert für die Sänger
zu singen hier-macht keinen bänger
der Graben wäre dieser offen
sie hätten wohl nicht viel zu hoffen,
***
Sie würden dann, ich muß es sagen
von Richards Tönen fast erschlagen,
doch gibt’s auch lyrisch sanfte Weisen
die zart um uns liebreizend kreisen
Der Sänger Stimmen mischen sich
Auf solche Art nun wunderlich
Mit Tönen im Orchestergraben
und wenn sie so vereint sich haben
sie von der Decke nieder schwingen
uns herrlich in den Ohren klingen,
Du kannst dann alles so verstehen
als mag es neben Dir geschehen.
Und nein, ich übertreibe nicht,
Du atmest Kunst und hörst das Licht!
***
Nun gut: ich gehe davon aus
Der erste Akt verklang im Haus
Jetzt wäre in der Pause doch
Gelegenheit so dort gleich noch
im Restaurant da nebenan
sich etwas Feines wählen kann.
Doch halt !, hier ist es nicht geheuer
zum einen ist es ziemlich teuer.
Zum andern ist die Qualität
Für was es kostet, wie Diät!
***
Hier geht nur rein, wer keine Ahnung
was ihn erwartet, diese Mahnung
die sollst du dort sehr wohl bedenken
Deshalb wir nun die Schritte lenken,
(Wir haben eine volle Stunde,)
zu einer kleinen Pilgerrunde
in ein Lokal ganz in der Nähe
leicht abgewandt. Ja ich erspähe
schon einen Platz, dort gibt es Wurst
und auch ein Schnitzel, für den Durst
wird rasch gesorgt, und alsbald dann
den zweiten Akt man hören kann.
( ich hab natürlich ungeniert
hier früher für uns reserviert)
***
Nachdem wir so gestärkt geht’s heiter
mit jenem Werk des Meisters weiter,
das wir zu hören auserkoren
dann krachts bald wieder in den Ohren.
Die Pause Zwei geht auch vorüber.
Im dritten Akt wirds noch mehr trüber
Held Siegfried liegt erstochen da
Die Brünnhild so ihn niemals sah
***
Sie singt heroisch, wie im Wahn
„Ach Siegi mein!, wer hats getan?
Du der in Unschuld hier erschlagen
Vor mir nun liegt, -der böse Hagen
hat so dich zu mir hergebracht
Jetzt sterb ich auch bald , gute Nacht“...
***
Es macht noch einen Riesenknall
Es dampft der Rhein, es brennt Walhall
Die Götter sitzen starr und stumm
Und so ist dieses Werk schon um
Danach wir werden innerst beben
uns ehrfurchtsscheu vom Platz erheben
und auch noch auf den letzten Stufen
weil’s wundervoll war viel Bravo rufen,
***
Sodann zum Fahrzeug nun wir wanken
und heimlich Mozart dafür danken
weil alles was wohl wichtig sei
und auch wie s endet einerlei
er in der Hälfte von der Zeit
geschrieben hätt, ja der war g´scheit.!
Also starte ich den Wagen
Es kracht schon etwas leicht im Magen
und fahren fort ,nach meiner Wahl,
ich kenn mich aus!, in ein Lokal
das „Eule“ heisst, weil dort die Weisen
und die ´s schon immer wussten, speisen.
***
Wo schon seit fast nun hundert Jahren
die Festspielgäste hernach fahren
selbst Künstler, denen nichts zu dumm,
sind mitten unterm Publikum
Der Alberich ,der Wotan gar
der Siegfried und Brünhilde war
hier auch zu sehen und zu hören
wie Bratwürst sie mit Kraut verzehren.
Dann geht es heim nach Mitternacht
ein Toast wird schnell noch dargebracht
dem Meister Richard seinen Dramen,
und denen, die heut zu ihm kamen
***
So endet es . - ich hoff es freut
Dich dieser Abend in Bayreuth
das wünscht Dir, hier nichts dichtend länger
Dein Freund Stefan, Opernsänger
***