Rigoletto, fluchend

Rigoletto oder der Fluch

frei nach Giuseppe Verdi
Nachgedichtet von Stefan Reuther


Zu Mantua nicht nur am Tag
In Liebesbanden gerne lag
Ein Herzog um sich zu vergnügen
In schönen Armen oft  zu liegen
Dies Alles  und noch mehr Bedrängnis
Wird ihm und andern zum Verhängnis


Herr Verdi hat, obwohl  zensiert
Dazu ein Werk  auch komponiert
Den Text dazu Piave schrieb-
Was Rigoletto  einst so trieb
Davon erzähle ich euch  hier
Nun also hört: beginnen wir:


Das Vorspiel es ist kurz skizziert
Mahnt an das Schicksal, hier es  führt
Mit viel Getöse schwer in Moll
In das Geschehen und der Groll
Des Fluchs der durch die Handlung zieht
Ist  klangvoll düster aufgeblüht.

Warum ein Fluch? , er wird dann später
Erkennungszeichen, so gerät er
Als Hauptmotiv in jeden Akt
Was so uns  von Beginn an packt.

Schon hebt der Vorhang sich zum Stück
Und man gewahrt auf einem Blick
Wir sind beim Herzog auf dem Fest,
Das keiner sich entgehen lässt

Schön schmachtend  sieht man zärtlich nahn, oh
Die Gattin von Herrn Graf Ceprano,
Der ärgert sich  zunächst im Stillen
Da sie dem Herzog war zu Willen

Hier  kommt der Hofnarr, spottet schon:
(Wie grausam wird dereinst sein Lohn)
„Um allen Sorgen zu entsagen
Sollt man dem Graf den Kopf abschlagen“



Der Herzog schön  und jung an Jahren
Lässt seinen Narren gern willfahren,
Jedoch das ist zuviel Verdruss
Mit solchem Scherz er enden muss

Und plötzlich steht vor seinem Throne
Mit Wut und Hass- Graf Monterone !
Die Tochter hat man ihm entführt
(sie hat nicht lange sich geziert)

Der Graf in seiner ganzen Rage
Verklagt den Herzog, die Blamage
Will er sich hier nicht bieten lassen
Er kann sich  überhaupt nicht fassen

Doch Rigoletto unser Narr
Drängt sich jetzt vor und fragt was war
Erklärt der Graf sei wohl  verrückt
Ja jeden Tag käm er und drückt
Sein Leid um seiner Tochter Ehre
Ja was so schlimm an  all dem wäre?

Der Alte ist nicht mehr zu halten
Die Stirn legt sich in Zornesfalten
Er dröhnt , (das fasst so schnell kein Buch)
heraus den allerschlimmsten Fluch

„O Herzog, hör des Vaters Wort“
Dazu ertönt ein Mollakkord
„Gar schandbar ist s den Leu zu jagen´“
Dem schon die Kräfte hier versagen,
jedoch Du Narr, der meiner lacht
mit aller Furien graus´ger Macht
Des Vaters Schmerz so heimgesucht
von Deinem Spott. Du seist  verflucht!“


Der Narr, sofort zutiefst entsetzt
Der  Fluch ihn  hier sogleich verletzt
Gleich einem Schwert in Seelenschmerz
So schneidet er tief in sein Herz
Die Stimmung ist mit einem mal
gewandelt und der ganze Saal
stimmt ein in Ärger und ihn Klagen
so  hat  es sich dort zugetragen



Auf dem Befehl des Herzogs muss
Der Graf in ein Verließ,- zum Schluss,
Sieht  rasch den Vorhang jeder sinken
Und keinen  weiter fröhlich trinken.


Und so geht es  nun Takt für Takt
Jetzt:  zweite Szene ,- erster Akt

Nach Hause, Rigoletto  eilend,
Nicht gerne auf der Strasse weilend
im Ohre noch den Fluch bedenkend
Gedanken viel daran verschenkend

Da tritt aus einem dunklen Eck
Es diente ihm wohl zum Versteck
Ein  Spiessgeselle recht gewandt
Er wirkt  ja nicht mal ungalant


Zu Rigoletto tritt er gleich
„Hier ist mein Schwert mit einem Streich
Falls ihr es braucht, will gern ich dienen“
Der Narr mit wohl erstaunten  Mienen
Sagt: „Danke, Nein  das brauch ich nicht“
Darauf  sofort der Bösewicht:
„Ich weiss ein Liebchen wohnt bei Dir
Und vielleicht brauchst Du mich noch hier
Das Leben büssten mir schon viele
Merk wohl dir noch: Sparafucile
Hier meine  Karte , Handynummer
Ruf an dann endet bald Dein Kummer.“

Der Narr denkt nach: „ o dieser  Fluch
Des Alten welch ein Heimgesuch
Er reflektiert was einst geschehen
So vor sich hin im Weitergehen
„Was hab ich Böses denn getan
Ach nein es ist doch nur ein Wahn!“
Und So betritt sein Haus er er schon
Und milder wird des  Vaters Ton


Dort wartet  Gilda  brav, gesittet
Auf ihn der sie voll Sorgen bittet,
das Haus wohl niemals zu verlassen
allein, denn ihm ist nicht zum Spassen
er fürchet um der Jungfrau Ehre
die allzu rasch gefährdet wäre

Nein, sagt ihm Gilda niemals will
Ich außer hin zur  Kirche,  still
Um dort für Dich und mich zu beten
Die Ängste sind  so nicht von Nöten

Doch sie verschweigt ihm wie dort krank
Von Liebe auf der Kirchenbank
sie sehnsuchtvoll und schon berückt
sie einen jungen Mann erblickt
der ihr geheime Zeichen gibt
wohl meint sie, dass er wahr sie liebt.

Die Dienerin bei Rigoletto
Bekommt den Lohn stets bar und netto
Sie wird  ermahnt niemals das Haus
Nicht zu verschliessen wenn er aus
gegangen  oder ist  zu Hofe
sonst gibt es eine  Katastrophe.

Der Narr entschwindet und allein
Ist Gilda die jetzt zärtlich fein
An ihren  Liebsten denkt  so gerne
Sie wähnt ihn  noch in weiter Ferne
Sie fühlt in ihres Herzens Triebe
Das ist sie wohl die wahre Liebe

Ja Liebe! hallt es ihr entgegen
O Holde Du ! und wohl verwegen
Mit einem Sprung vor ihr nun steht
Der junge Mann um den es geht

Nach kurzem Schreck  sie singen schon
Zu zweit in süßem Liebeston
Die Hände haltend ein Duett
Nun ist es aber gar nicht nett
Dass er verheimlicht seinen Namen
Den wir schon längst heraus bekamen
Es ist der Herzog;- selbst er nennt
Sich  Malde und  ein Student
Sei er und  arm wie viele
Er meint dass schneller er zum Ziele
Mit solchen Lügen er hier kommt
Ein solches Sinnen nimmer frommt.


Da plötzlich hören sie  jetzt  Schritte
Ein Abschiedskuss in aller Sitte
Haucht sie  nun   ihrem caro mio
Und  jeder singt x-mal addio

Allein ist Gilda vor dem  Haus
Sie blickt gedankenvoll voraus

Herr Verdi  hier für den Sopran
Ein schönes Liedchen schrieb sodann,
O teurer Name! mit Bravour
Singt sie in höchsten Tönen nur
Mit Läufern Trillern fein  verziert

 

uns in den Himmel selber führt

 

In höchsten Lagen  sehnsuchtsbang
Wie schön ein jeder Ton gelang
Verhaucht sie fast mit  süßem Ach
Und tritt hinein in  ihr Gemach

Das Fenster leicht sie offen lässt
Schon  schläft sie ein und ruhet fest,

Nacht ist es und nach kurzer Dauer
Die  Höflinge  sind auf der Lauer
Um Rigolettos Dame dort
Wie jeder glaubt   von diesem Ort,
rasch  zu entführen ist ihr Plan

 

und rücken näher gleich heran

So schleichen sie nun inden Garten
Und können  kaum den Spaß erwarten,

da kommt, o was für ein Geschick
der Narr zu seinem Haus zurück

„Holla was wollt ihr spät zur Stund“
Da geben sie ihm listig kund
Dem  Nachbarn wolle man so gleich
Dem Grafen spielen einen Streich
Und  seine Gattin jetzt  entführen

Du Narr sollst dich nicht lange zieren
Hier eine Binde um die Augen
Die so  des Nachts  zum Sehn  nicht taugen
Die Leiter ihm noch in die Hand
Doch nicht beim Nachbarn diese stand



So hält der Narr die Sprossen fest
Die er an sein Gemäurr presst
Die Maid gehoben aus dem Bett
Und fort mit ihr. Das war nicht nett

Er  hört , zu spät, ihr  Wehgeschrei
Verdammt ! was denn wohl los hier sei
Von seinen Augen fort das Tuch
Es  ist  sein Kind! O Gott der Fluch!

Vor Wut er  gleich  zusammensackt
Der Vorhang fällt:  Aus!  erster Akt!
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Zum zweiten Akt nach einer Pause
Der Vorhang hebt  im Opernhause
Sich schnell nach oben und  man sieht
Was auf der Bühne gleich geschieht
Ab nun  wird sich noch manches ändern
Die Höflinge in Prachtgewändern
Erwarten ihren Herrn am Hofe
Nichts ahnend von der Katastrophe
Die hier das Schicksal an sich bindet
Und wohl zum bösen Ende findet

Der Herzog  kommt nun leicht verstört,
da nichts von Gilda er mehr hört
zurück nach Haus  und singt bedrückt
„ ach wie war ich doch so beglückt-
Habt ihr mein Mädchen nicht gesehen?

Das sagt  man ihm was war geschehen
Die Jungfer sei schon hergebracht
Ihm zum Vergnügen für die Nacht
Und war bisher die Stimmung bang
So hört mit jubelndem Gesang
Der ganze Hof den Herzog singen:
„ vor Freude will das herz mir springen
O holde Gilda, ja ich eile
Zu Dir !  und so nach kurzer Weile
Triit ab er von der Bühne heiter
Gleich geht es mit der Handlung weiter

Mit traurigem Tralalera
Kommt Rigoletto ebenda
Er sucht nach seinem Kind, dem guten
Und sagt den Anderen“: muss vermuten
Den Scherz von letzter Nacht ihr Lieben
habt ihr doch meinethalb getrieben ?!“

"Suchst Du dein Liebchen?“ darauf diese
"Und hast du deshalb eine Krise?"
"Nein meine Tochter will ich haben
Gebt sie heraus ihr schlimmen Knaben!
Sie ist beim Herzog oder nicht ?"
Laut jammernd er zusammenbricht
"O meine Herren habt  Erbarmen
,mit mir und meinem Kind ,dem Armen!"

Da tritt aus einem Schlafgemach
Bleich und verstört, voll Schand und Schmach
Des Narren Tochter  stumm hervor.
"!Ihr Herrn verlasset nun den Tor
Und sagt ich bin für niemand hier -
Mein armes Kind, wie geht es Dir ?“

Und  Gilda schildert das Geschehn
Wie sie den Herzog einst gesehn
Und wurde gar vor liebe krank
Am Sonntag in der Kirchenbank

Jedoch die Schande die ihr ward
Trifft deshalb sie nun doppelt hart
Sie kann die Augen kaum erheben
Der Vater fühlt ein  wildes Beben

Doch nun führt man aus dem Verlies
Graf Monterone er spricht dies:
O herzog Dir ist nichts passiert
Leb weiter glücklich ungeniert
Mein Fluch er wirkte nicht an Dir
Darauf der Narr: Du irrst Dich hier
Ich räche aller Väter Schmerz
Bald treibt  der Herzog keinen Scherz

!Ha Rache schlägt die düstere Stunde
O Herzog  achte auf die Kunde
Du wirst , ich weiß es bald verderben
Für solche  Untat musst  Du sterben
Auch Gilda kann die Wut nicht lindern
Vergebens sucht sie s zu verhindern
Des Vaters  Racheruf  er gellt
Durchs  ganze Haus, der Vorhang fällt

 

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Akt   Drei  es hebt der Vorhang sich
Zum letzten Akt wie fürchterlich
Wird das, was wir erleben  hier
Man sieht der  Narr mit Gilda  ,stier
Blickt er vor sich hin zum Fluß
Und denkt an Rache voll Genuß

Aus einem Wirtshaus nebenan
Sie hören viel Gelächter dann

 

Ein junger Herr, den wir schon kennen
muss ich ih noch beim Namen nennen?
war  abgestiegen und ein Zimmer
bestellt er sich . Doch wird s noch schlimmer:

 

 

 

Mit seiner Schwester haust dort gar
In Wirklichkeit ein Mörderpaar
Doch wohl getarnt als Wirt  und Dirne
Man hat sonst nicht viel in der Birne.

Und Gilda sieht  ´s sie bringt kein Wort
Hervor,  Den Liebsten dort
Der  sich  schon  Maddalena naht
Wie weh dies ihr im Herzen tat!

Bevor man ihn zur Ruhe bringt
Er sein berühmtes  Liedchen singt
Ein Jeder kennt  es: und mit Scherzen
Gedenkt er all der Weiberherzen
Die trügerisch so wie ein Blatt
Vom Wind verweht , vom Mahle satt
Und  müde  auch vom guten Wein
Schläft sorgenlos er friedlich ein


„ Was für Ein Schuft! siehst Du mein  Kind
Der Herzog ist ein Lump. Geschwind
Verschwinde nun zu Tante  Mona
in Männernkleidern nach Verona
du reitest jetzt sogleich  nur fort
musst Du von diesem bösen Ort

( der Dichter eben dieser Zeilen
Muss kurz erklärend hier verweilen
Zwar schickt man  Gilda nach Verona
Erfunden doch ist Tante Mona
Es  ist  allein des Reimes wegen
Des Dichters Not – des Dichters Segen!)


Aus seinem Haus tritt vor die Tür
Sparafucile schon herfür
Er  fordert  seines Lohnes Teil
Sagt ihm wart hier noch eine  Weil
Sobald  ich ihn gemordet,  muss
Die Leiche  sogleich in den Fluss
Dort in den Tiefen in der mitte
Und danach , also schön ich bitte
Gib mir den Rest vom Geld sofort
Und dann verschwindest du von dort.


Was jetzt geschieht, wie sei s erklärt?
Denn Gilda ist zurückgekehrt
Sie  hört das grässliche Geläster
Im Wirtshaus.  Bruder und die Schwester
Sich streiten darum ob er weiter
Doch leben sollte . „ Spinnst du !“schreit er
Ich habe niemals noch gelogen
Und meine Kundschaft gar betrogen
Hab schön die Hälfte von dem Lohn
Der Knabe kommt mir nicht davon!



„Ach Bruder“ sagt sie“ lass ihn leben
Vielleicht  wird sich es noch ergeben
Ein Andrer kommt zu solcher Nacht
Und Sturm hierher , dann seis vollbracht


Und Gilda hört so mit Entsetzen
Vom Mordplan und  das Messer wetzen.
Der Sturm wird lauter und voll Graus
Schlägt kräftig sie an jenes Haus
„Hast Dus gehört? „ Das war der Wind“
„Ach nein so mach doch auf geschwind“
Ein Blitz!, ein Messer!, kaum gesehn
„Komm nur herein“- schon ist ´s  geschehn
Nur die Musik beschreibt hier wild
Und mahnt an dieses Schreckensbild

Und schon zieht das Gewitter weiter
Und Rigoletto  kommt fast heiter:
„he wo ist nun  seine Leiche
So endlich ich mein Ziel erreiche!“

Der Meuchelmörder kommt  sofort
Mit einem Sack : er ist wohl dort!
Bezahl mir noch den Rest der Sache
Ich schau dass ich davon mich mache

Und Rigoletto triumphiert
Er  sagt es allen ungeniert:
"O Rache süß ! der hohe Herr
In diesem Sack!  was will ich mehr?
Dem Narren Du zu Füßen liegst
Und keine die du mehr betrügst
Welt  sieh auf mich  oh welche Macht
Hat mich zu solchem Tun gebracht!
Rasch rasch  mit dir nun in den Fluß!"

Doch halt- was er jetzt hören muss
Er kanns nicht glauben,  denn es klingt
Des Herzogs  Lied und selbst er s singt

Das kann nicht sein:“ !He Lumpenpack
Hollah wer ist denn in dem Sack!“
Da stöhnt  es leise aus der Jute
Ach Gilda ist es – „meine Gute
Sag wer   hat solches Dir getan
Nenn deinen Mörder mir sodann“

„Ach Vater mein,  verzeih mir jetzt
Die ich so tödlich schwer verletzt
Wohl oben in des Himmels Sphären
Wird man Vergebung uns gewähren
Will beten  mit der Mutter dort
Schon  zieh ich mit den Engeln fort“

„Oh nein, mein Kind verlass mich nicht
Mein Hass ward mir zum Strafgericht“
„Mein guter Vater, welche Not!“
„Ach Gilda Gilda !“ -   sie ist  tot

Schreckensbleich, ein Elendshaufen
Mit  Irrsinnsblick  sich  Haare raufen
Bricht er  dem Wahnsinn nun verfallen
Zusammen gar, kann nur noch lallen

So steht es nun im  Schicksalsbuch:
Erfüllt ist nun des Alt  Fluch-

Die Nacht hängt schwer am Himmelszelt
Der Mond scheint blass, der Vorhang fällt.

Finis –
Rigoletto oder der Fluch (c)
ein operachaotika-gedicht von stefan reuther
Geschrieben vom 7.9- 8.9. 2010 in Amberg
(alle Rechte vorbehalten)