Holländer, fliegend
Holländer, fliegend
Bald wirst Du es selbst erleben,
Wilde See in Sturmesbeben
Wirft den Geistermann im Meer
Auf den Wellen hin und her.
Ja! die Hörner werden schallen
Und die Pauken lauter knallen,
Und in aller Töne Zweigen
Auch die Bratschen sich vergeigen,
Selbst die Flöten und Posaunen
bringen unser Ohr zum Staunen.
Wie es tönt im Festspielhaus!
Liebe –Sehnsucht- Fluch und Graus.
Senta hat in jungen Jahren
schon sehr früh die Mär erfahren,
dass ein Holländer musst leiden,
Da er’s wollte nicht vermeiden
Einstmals einen Schwur zu tun:
Nein, sprach er : nie will ich ruhn
Um ein Kap herumzufahren
Und sei s noch in tausend Jahren.
Und dazu ward er verdammt
Und da er aus Holland stammt
so der Fluch auf Ewigkeit
An ihn klebt, wird es nun Zeit
Eine Chance ihm zu geben ,
Und am Ende wir erleben,
Wie es einem Mann gelingt,
Dass die Frau ins Wasser springt.
Doch weshalb? Man wird es sehn
Also lassen wirs geschehn,
Wie und wo es auch passiert
Meist modern –und unzensiert.
Um den Inhalt vorzustellen
Werden wir mit einer schnellen
Ouvertüre hier vertraut.
Und in dieser eingebaut
Sind, dass wir es später auch
Wieder kennen ,so der Brauch,
dies in Tönen anzuzeigen,
Während noch die Sänger schweigen.
Erlösungs-, Schicksals-, Lust-, - Motiv,
Schnell, hoch, heiter, traurig, tief
Je nachdem was sie uns melden
In dem Drama unsrer Helden
Freude , Ärger, Segen ,Fluch
So steht es im Notenbuch
.
Herr Wagner, der gereist auch viel
war dies wohl seiner Absicht Ziel ?,
Es ist wohl nicht übertrieben,
hat hier auch von sich geschrieben.
Wie mächtig doch das Meer erbebt-
Hat er auf Reisen selbst erlebt
Und dieses schicksalhaft verbunden
Mit aller Macht in ein paar Stunden
Uns alle schlägt in seinen Bann.
Nun fängt die Ouvertüre an.
Eines sollst Du aber wissen
Nichts hilft s den Holländer zu küssen,
Du mußt in die Flut dich stürzen,
Um demselben wohl zu kürzen
Seines ew´gen Daseins Lauf.
Doch schon geht der Vorhang auf,
Daland, Sentas alter Vater
Macht auf See stets ein Theater.
Eben läuft er in die Bucht
Die schon länger er gesucht
Er ist Kaufmann, handelt gern,
Kommt in Länder nah und fern.
Eben schickt er, sonst nicht prüde,
Seine Mannschaft, die schon müde,
Schnell zum Schlafen in die Matten,
Da sie viel zu tun schon hatten.
Nur der Steuermann hält Wacht
Und gibt brav auf alles Acht.
Müde denn, singt er ein Lied,
Das ihm meistens gut geriet,
Zart von seinem Mädel fein
Und schläft gleich darüber ein.
Während er nun so im Schlummer,
Spielt man schon die nächste Nummer.
Tosend und mit lautem Krach,
(Andre werden davon wach),
Kommt ein zweites Schiff heran
Und wie jeder sehen kann
Sind die Segel rot wie Blut.
Krachend fährt der Anker runter,
Schon wird’s auf dem Vordeck munter.
Da! ein Mann, anscheinend reich,
Kommt nun todesdüsterbleich
Angewankt, ans Land den Fuß
Setzend, und sein erster Gruß
Gilt, gleich einem irren Wahn,
Ha, dem stolzen Ozean!
Er erklärt , nach sieben Jahren,
Wo er auf dem Meer gefahren,
Darf er auf der Erde schreiten.
Da, es scheint nach Ewigkeiten,
Er sein Glück nie durfte fassen,
Um erlösen sich zu lassen.
Wenn ein holdes Weib, er findet,
Das ihr Herz an seines bindet,
Da ein Engel einst versprach
Ihm zu helfen, aber ach,
Nie ward ihm dies Glück zu teil,
Nirgends wo fand er sein Heil
Bis am Schluss ,am jüngsten Tag,
Er erlöst wird von der Plag.
Und wenn alle auferstehen
Kann er endlich untergehen!
Daland , nun auf seinem Schiff
Sieht den Steuermann, der tief
Schnarcht so an der Reling lehnt
Und aus Leibeskräften gähnt.
Was bist du nicht wach geblieben?
Siehst du jenes Schiff da drüben,
Ruf den fremden Kapitän!
Hei! Wie sich die Segel blähn!
ener stellt sich vor sodann,
sagt er sei ein reicher Mann,
Was dem Daland imponiert
Und er deshalb ungeniert
Ihm verspricht der Tochter Hand,
Wenn er bald mit ihm an Land
Besuchen wird das gute Kind,
Das ihn sicher reizend find.
„Ist sie treu? - bin ich beweibt!“
Da nun keine Zeit mehr bleibt,
Freut er sich ganz ungemein
Auf das erste Stelldichein.
Ein Duett, folgt ohne Eile
Beide singen eine Weile.
Daland freut die Mitgift schon
Heiter also klingt sein Ton
Und sein Schwiegersohn in Spe
Wohl auf einen grünen Tee,
freut er sich den ihm serviert,
Senta,mag auch sein dass sie sich ziert.
ganz am Schluss kommt auch der Chor,
von Matrosen noch hervor.
Jeder freut sich auf zu Haus
Szene Eins ist somit aus.
Richard Wagners frühes Werk
Ist verglichen wohl ein Zwerg
Mit den später langen Dramen
Die aus seiner Feder kamen,
Deshalb wird die Oper nun,
Ohne davon auszuruhn
Durchgespielt, deshalb erwähne
Ich hier gleich die zweite Szene,
Wär ansonst ein zweiter Akt,
Aber da es uns so packt
Werfen wir uns in die Handlung.
Auf der Bühne gibt s Verwandlung.
Fort vom Meer und Sturmesgraus,
Sehen wir ein schlichtes Haus,
Mädchen summen, spinnen fleißig,
Circa wohl so an die dreißig.
Senta hat gar eine Tante,
Eine Art von Gouvernante,
Mary, dieses ist ihr Name
Und die eher, (keine Dame),
Will das Senta früh und spät
Emsig stets ihr Spinnrad dreht.
Senta aber, ganz versonnen,
Will das nicht mehr wird gesponnen,
Denn ihr ist dies längst zu fade
Also hebt sie die Ballade
wild entschlossen an zu singen,
Ja es muss sich ihr entringen,
Was ihr kündet jene Sage,
Die seit ihrer Kindheit Tage
Immer mehr ihr Hirn umwindet,
Und da sie so schön das findet
Singt sie alle Strophen vor
Nur umrahmt vom Mädchenchor
Klagend wohl das Schicksal an,
Das dem armen bleichen Mann
Nie Erlösung lässt erfahren,
Da er schon seit vielen Jahren
Segelt um ein Riff zur See.
Düster klingt´s: Hojohohe!
Doch wird sie ihn von dem bösen
Fluch des Teufels bald erlösen,
Wenn er doch bald zu ihr käme
Und sie in die Arme nähme.
Als ihr dieses ist entfahren,
Kommt mit grimmigen Gebahren
Erik ihr Verlobter gar
Der, ansonst ein großer Star,
Da Tenor in höchster Lage,
An sie stellt die kurze Frage:
„Senta, Senta leugnest du?“
„Ach, meint sie, lass mich in Ruh
Du hast keine Ahnung doch“.-
Erik aber liebt sie noch
Und erzählt ihr, Mund voll Schaum,
Gleich von seinem bösen Traum
Wie er sieht, dass ohne Warten
Senta eilt hinab zum Garten
Und den Holländer umschlingt,
Voller Brunst sie zu ihm sinkt
Erik hält das nicht mehr aus
Und er flieht sogleich das Haus.
Senta singt noch ebenda
Eine Strophe,- aber- HA !
Öffnet sich die Tür zugleich
Und ein Mann schwarz, düster, bleich
Bleibt wie angewurzelt stehn.
Senta kann noch eben sehn,
Dieser ist s der wie ein Ei
Gleicht dem alten Konterfei,
Dort schon lang hängts an der Wand
Und ihr raubte den Verstand
Auch der Vater kam ins Zimmer.
Der hat keiner Ahnung Schimmer,
Was geschieht in der Erregung
Dieser beiden,- Mit Bewegung,
Von dem Meer noch etwas nass,
Singt er gleich mit schönstem Bass,
Senta mög nach langen Reisen
Sich doch freundlich wohl erweisen,
Diesem Fremden der hier steht.
Meint noch, dass es gut ausgeht
Und sie sei so schön wie treu,
Wünscht den beiden Toi toi toi,
Zieht zurück sich aus dem Bild,
Er hat seinen Part erfüllt.
Zaghaft noch und anfangs stumm
Schauen sich die beiden um,
Und sich später lange an.
Es beginnt der fremde Mann,
Senta nun sich zu erklären,
Diese schwört sich zu bewähren,
Wird ihm stets die Treue halten
Und sein Leben neu gestalten.
Jener hört es mit Entzücken.
Sie lässt an die Brust sich drücken,
Beide singen wie mir scheint
Seelenvoll und froh vereint,
Dass sie allem Üblen trotzen.
(Erik findet´s bald zum Kotzen)!
Warnend hebt der Fremde an
Und ermahnt sie zugleich dann,
Niemals möge sie nun wanken,
Denn sonst könnte sie erkranken,
Wenn ein anderer noch käme
Und von ihm sie wieder nähme.
besser wär sie nie geboren,
Alles wäre dann verloren.
Senta schwört sogleich, dass nie
Ändert sie die Sympathie.
Ihr ist Erik schon egal,
Er ist ihre erste Wahl
Und ein großes Hochzeitsfest
Nicht mehr auf sich warten lässt,
Davon in der dritten Szene
Die nun folgt, ich mehr erwähne.
Nun singt altbekannt ein Chor,
Der vertraut fast jedem Ohr,
Seevolk jubelt ohne Frust
Laut aus stolz gewölbter Brust.
Es ist sicher kurz nach Acht
„Steuermann nun lass die Wacht“!
Komm zu uns, gönn dir ein Glas,
Denn wir haben Riesenspaß!
Nur die drüben auf dem Boot
Jenes Fremden scheinen tot,
Wollen wohl nicht mit uns prassen,
Also sollen sie s auch lassen
Und sie singen weiter mehr,
Ausgelassen, heiterer
Wird die Stimmung, angetrunken
Sind sie schon in den Spelunken.
Da ertönt gar schauderbar,
Was so nicht zu ahnen war
Irrlichtgleich der Geisterchor,
Jener Mannschaft hohl hervor.
Unsre braven Seekadetten
Können sich nur fliehend retten,
Drüben aber lacht es grell
Und die Szene endet schnell.
Eben jetzt kommt unverdrossen
Erik rasch herein geschossen,
Er, ein braver Jägersmann,
Der es nicht verstehen kann,
Dass sein Mädchen , die schon hier
Und die seines Herzen Zier
Stets gewesen, ihn nicht schont
Und sein Sehnen ihm nicht lohnt.
Hatte sie nicht einst vor Wochen
Auch die Treue ihm versprochen,
Da kommt dieser Fremde gar,
Der ist jetzt ihr Superstar.
Will sie ihn denn gar nicht mehr?
Sie versucht, ein wenig schwer,
Ihm nun zu verstehen zu geben,
Fortan jetzt in ihrem Leben
es nur einen geben kann,
eben jenen fremden Mann.
Erik, der nicht von ihr lässt,
Hält noch weiter an ihr fest.
„Warum Senta, warum nur
Brachst du deinen Treueschwur?
Alles hat jetzt ungestört
Im Versteck sogleich gehört
Unser Fremder, der wohl wild
Sich uns zeigt in diesem Bild.
Er singt „HA! Du hast versprochen
Treue mir, die nun gebrochen!
Doch ich werde dich bewahren
Vor den drohenden Gefahren,
Die, die andren mit mir teilten,
Da sie meiner Lieb enteilten.
Anker los ! Die Segel hoch !
Aber eines wisse noch:
Von der See war ich gesandt,
Bin der Holländer genannt,
Fliegend stets durch alle Meere!
Lebe wohl! und Hab die Ehre!
Senta kann sich nicht mehr fassen
Und sie eilt, sie will’s nicht lassen,
Gleich zu einem Felsenriff,
Unter ihr das Geisterschiff,
Ruft sie laut:“ Ich hab versprochen
Stets dir grünen Tee zu kochen
Aber du enteilst, o weh,
Deshalb spring ich in die See!“
was sogleich sie exerziert,
Und von uns ein jeder spürt,
Wie sie hüpft hinab ins Meer.
Erik schaut noch hinterher.
Wenn wir jetzt nicht eingedöst
Sind wir also auch erlöst.
Der Dirigent legt hin den Stock,
Senta glättet sich den Rock,
Erik zieht sein Hemd zu Recht,
Holländer schaut wieder echt,
Daland, Mary, alle sind
Auf der Bühne schon geschwind.
Sie genießen den Applaus
Der erschallt im Opernhaus.
Mög anderen das Schicksal winken!
Wir gehn jetzt noch einen trinken!
Heben froh erlöst das Glas
Auf den Gruselopernspaß